Häufig gestellte Fragen

FAQs – Allgemeine Fragen zum den Themen technische Dokumentation und technische Grafik.

Bedienungsanleitung nur aus Sicherheitsaspekten?

Nein! Im Vertragsrecht ist geregelt, dass einem Produkt zwingend eine Bedienungsanleitung beiliegen muss. Die Idee dahinter: der Kunde kauft nicht nur ein Gerät, sondern dazu genau das nötige Know-how, das er braucht, um das Gerät zu bedienen. Dieser Erfolg ist dokumentiert in Lastenheft bzw. Pflichtenheft sowie in der Produktdokumentation, die gerade in Verkaufsgesprächen die zentrale Rolle spielt. Durch eine gute Bedienungsanleitung demonstriert der Hersteller Verantwortungsbewusstsein für den Erfolg des Kunden mit diesem Gerät. Das schafft Vertrauen zum Hersteller wie zum Produkt und sorgt für Kundenzufriedenheit – den entscheidenden Schlüssel zum Folgegeschäft.

Welche Verpflichtungen zwingen den Gerätehersteller zur Bereitstellung einer Bedienungsanleitung?

Zuallererst sicher das Produktsicherheitsgesetz (ProdSG) in §3 Abs. 4 : „Sind bei der Verwendung, Ergänzung oder Instandhaltung eines Produkts bestimmte Regeln zu beachten, um den Schutz von Sicherheit und Gesundheit zu gewährleisten, ist bei der Bereitstellung auf dem Markt hierfür eine Gebrauchsanleitung in deutscher Sprache mitzuliefern…“
Aus Perspektive des Gesetzgebers hat die Bedienungsanleitung eine vorbeugende Funktion im Rahmen des Produktsicherheitsgesetzes.
Der Nutzer darf durch den Gebrauch des Produktes nicht zu Schaden kommen, sei es durch Tod, Verletzung oder Sachschaden. Das ist geregelt in der Maschinenrichtlinie 2006/42/EN.
Weiterhin sagt die Maschinenrichtlinie ausdrücklich: „Jeder Maschine muss eine Betriebsanleitung … beiliegen“. Wenn sich Gefährdungspotentiale nicht durch Konstruktion und Maschinengrenzen vermeiden lassen, muss der Nutzer in der Bedienungsanleitung vor den Gefahren gewarnt werden. Erforderlich sind auch klare Angaben, wie der Nutzer sicher mit dem Gerät arbeiten kann.
Die Forderung heißt also Risikominimierung durch Information. Wer als Hersteller dieser Forderung nicht mit einer guten Betriebsanleitung nachgekommen ist, hat in einem Rechtsstreit einen schweren Stand.

Gibt es Chancen aus der Bedienungsanleitung?

Ein Hersteller, der Bedienungsanleitungen nur als Pflicht sieht und sie dem entsprechend erstellt, vergibt eine gute Möglichkeit zur positiven Darstellung seines Unternehmens.

Sorgfältig erstellte, gut verständliche Nutzerinformationen sind effektive Mittel der Kundenbindung. Sie erhöhen objektiv den Wert des Produkts, zeigen die Kompetenz der Entwicklungsabteilung und sind damit hervorragende Marketing-Instrumente. Die in eine Bedienungsanleitung eingebrachte Mühe und Expertise ist die beste Investition, die sich in Vertrieb, Marketing und auch bei Service und Kundendienst bemerkbar macht. Ganz abgesehen davon, dass sich die Reklamationsfälle verringern und die Serviceeinsätze durch Gewährleistungsansprüche weiter begrenzen.

Eine schlüssige Marktkommunikation zeigt sich daran, dass Vertriebsunterlagen und Präsentationen konstistent sind mit Schulungsunterlagen und der Betriebanleitung.  

Wie komme ich von der Risikobeurteilung zur Bedienungsanleitung?

Risikobewertung und Bedienungsanleitung sind zwei Aufgabenfelder für zwei unterschiedliche Expertengruppen. Die Risikobewertung ist Aufgabe des Herstellers oder seines Bevollmächtigten. Meist übernimmt der Konstruktionsbereich des Herstellers diese Aufgabe – es ist auch der beste Startpunkt der Risikobeurteilung. Dies sind die Experten, die systematisch die möglichen Gefährdungssituationen des Gerätes erkennen können. Wir setzen an den Informationen der Risikobeurteilung auf, um die passenden Formulierungen nach Richtlinien in die Produktdokumentation einzugepflegen.

Welches sind die Phasen der Risikobeurteilung?

In der Risikoanalyse werden Gefährdungen durch die Maschine identifiziert. Durch Festlegung der Maschinengrenzen wird das Gefährdungspotential vermindert. In der Risikoeinschätzung wird das Gefahrenpotential unter dem Blickwinkel des möglichen Schadensausmaßes und der Wahrscheinlichkeit des Schadensereignisses bewertet. Dem Restrisiko muss durch die Sicherheitshinweise in der Gebrauchsanleitung begegnet werden.

Was braucht unser Team als Vorlage für die Erstellung z.B. einer Explosionszeichnung zur Montageanleitung?

Am effektivsten und genausten ist der Daten-Import aus den Konstruktionsdaten von CAD-Systemen wie z.B. CATIA, Creo Parametric (früher Pro/ENGINEER), AutoCAD, SOLIDWORKS, TURBO CAD Pro u.v.a.m. Wir können alle gängigen Transferformate nutzen, empfehlen hierbei das step-Format (.stp). Auch die Formate .jt  sowie .dxf oder dwg eignen sich gut zum Transfer.

Jede andere vektorielle Darstellung – selbst 2-dimensionale – können unsere Zeichner und Illustratoren in parametrierte 3D-Struktur aufbauen. Wenn all das nicht vorhanden ist, reicht auch eine Skizze mit ungefähren Maßangaben zum Aufbau des dreidimensionalen Körpers.

Ist die Technische Illustration ein Werkzeug für die Montageanleitung?

Durchaus! Der Nutzen und die Möglichkeiten über den gesamten Product-Lifecycle sind aber sehr viel weiter gesteckt. So lässt sich ein Gerät schon vor Realisierung, also bereits in der Phase der Produktplanung visualisieren (im Zusammenbau als Rundumsicht). So kann die 3D-Grafik als Vorlage für interne Diskussionen zwischen R&D, Marketing und Produktmanagement dienen. Auch können damit verschiedene Konstruktionsvarianten veranschaulich werden.

Eine technische Illustration kann weit mehr als nur eine Explosionszeichnung in einer Montageanleitung sein. Es können bauliche Besonderheiten dargestellt werden (z.B. in Schnittmodellen). Darüber hinaus können diese als fachlich klare Abbildung oder optisch wirksamer „Hingucker“ in Vertriebsdokumenten, Broschüren und Präsentationen eingesetzt werden.

Engt Terminologe-Management die sprachliche Vielfalt ein?

Ja, und zwar in sinnvoller Weise und gewogenen Ausmaß! Selbst bei allgemeinverständlichen Bedienungsanleitungen für Consumer-Produkte hilft es der Verständlichkeit, wenn gleiche Dinge (Handlungen oder Teile) mit denselben Begriffen benannt sind.

In der Investitionsgüterindustrie bewegen sich Käufer und Anwender in spezialisierten Branchensegmenten, die neben speziellen Fachausdrücken auch ein gewachsenes Branchenvokabular haben. Gerade hier ist eine produktspezifische Terminologie wichtig.

Auch bei Schulungen und Anleitungen ist die Verwendung  einheitlicher Begriffe ein grundlegender Faktor für Akzeptanz und Verständnis. Vertriebliche Unterlagen und Präsentationen wirken als authentische, wahrhaftige Marktkommunikation mit Kompetenz und Expertise, wenn sie die richtigen Wörter trifft.

Auch in spezialisierten Branchen mit detailliertem Anwender-Knowhow bringt die sprachliche Konsistenz der Begriffe einen deutlichen Gewinn an Verständlichkeit. So wird letzten Endes durch den Wegfall von Erklärungen auch der Umfang reduziert – was sich auch auf die Übersetzungskosten auswirkt.

Kann die Bedienungsanleitung für den Servicetechniker des Herstellers knapper sein als die Gebrauchsanleitung für den Anwender beim Kunden? Der Service kennt das Produkt doch genau und ist gesondert geschult?

Niemals! Die Routine des Service-Technikers gerade bei der Installation spart Zeit und somit Geld – Routine ist aber auch gefährlich.

Der Servicetechniker wird gerufen, weil Arbeiten nötig sind, die der Kunde nicht verrichten kann oder soll. Alle Tätigkeiten und Produktinformationen von der Lieferung über Installation bis hin zu Wartung, Raparaturen, Störungsbehebung und Demontage müssen dem Servicetechniker dokumentiert vorliegen. Daher benötigt der Servicetechniker auch eine erweiterte, nicht etwa eine reduzierte Dokumentation.

Der Servicetechniker ist der stärkste Außendienstmitarbeiter seiner Firma. Mit guter Ausbildung und Gerätekenntnis und besonders mit einem schlüssigen Servicehandbuch als Rückgrat repräsentiert er die Firma nach außen.

Was ist ein Redaktionsleitfaden und wozu dient er?

Ein Redaktionsleitfaden organisiert die Erstellung der Technischen Dokumentation in einem Unternehmen und soll Konsistenz und Qualität der Technischen Dokumentation gewährleisten. Üblicherweise ist in kleineren Unternehmen ohne eine eigene Abteilung für die Technische Dokumentation auch kein Redaktionsleitfaden vorhanden.

Um die angestrebte Konsistenz und Qualität der Technischen Dokumentation zu erreichen, werden im Redaktionsleitfaden unter anderem inhaltliche und gestalterische Vorgaben gemacht:

  • Zielgruppen und Nutzer der Dokumentation
  • Festlegung der einzelnen Arbeitsschritte
  • Art der zu erstellenden Dokumente und deren Ausgabe
  • Inhaltliche Struktur
  • Regeln für Formulierungen
  • Layout und Typographie mit Beispielen (unter Berücksichtigung des kundenspezifischen Corporate Designs)
  • Vorlagen für die Ausgabe in den Zielformaten
  • Vorgaben zur Terminologie.

Auch Fragen zur Organisation werden geklärt:

  • Beteiligte, Mitarbeiter
  • Informationsquellen
  • Zuständigkeiten
  • Externe Dienstleister
  • Regeln für die Produktion (z.B. Prüf- und Freigaberegeln)
  • Regeln und Verfahren für die Überprüfung der Aktualität, auch bei Aktualisierungen oder Neuauflagen.
Technische Redaktion – effizienter aus eigenem Hause oder vom Dienstleister?

Großbetriebe verfügen über eine hauseigene Redaktion, die das Informationsnetzwerk unter den Kollegen kennt und klare Abläufe hat. In mittelständischen Unternehmen wird technische Dokumentation oft von einem Mitarbeiter der Konstruktion nach einer dreitägigen Schulung übernommen.

Ein Gebiet wie die Technische Dokumentation ist viel zu komplex und zu anspruchsvoll für „nebenher”. Die Anstellung eines eigenen Technischen Redakteurs rechnet sich für mittelständische Unternehmen in der Regel nicht. Genau hier liegt der Vorteil, die Technische Dokumentation von einem Dienstleister erstellen zu lassen: der Dienstleister wird nur bei Bedarf eingesetzt (und bezahlt). Der Einsatz eines Dienstleisters erhöht die Flexibilität und schont eigene Personalressourcen, da die eigenen Mitarbeiter nicht von ihren Kernaufgaben abgezogen werden.

Der Technische Redakteur als Dienstleister hat eine spezielle Ausbildung, Erfahrung und ist nicht „nebenher” mit der Konstruktion oder Entwicklung befasst.

Ein weiterer, sehr wichtiger Aspekt ist, dass der Dienstleister zunächst vom Produkt unabhängig ist. Er erfährt erst bei der Produktrecherche von der Nutzung und den Gefahren und kann sich bei Informationsbeschaffung und der Formulierung voll in die Situation eines Nutzers versetzen. Die Anleitung oder das Schulungshandbuch wird allgemein-verständlicher, weil der externe Redakteur von außen auf die Anwendung schaut.

Lässt sich hauseigene Redaktion mit einem externen Dienstleister verknüpfen?

Dies ist der ideale Weg. Der interne Mitarbeiter hat bessere Voraussetzungen bei der Recherche und leichteren Zugang zur Risikobeurteilung. Die Expertise in Struktur und Umsetzung bis hin zur Publikation liegt eher beim Dienstleister.

Wie kann diese Vernetzung aus technischer Sicht funktionieren? Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • einer unsere Redakteure arbeitet direkt beim Kunden
  • unser Redakteur arbeitet über eine VPN-Verbindung von uns aus an der Dokumentation des Kunden
  • bei systemunabhängigen Projekten: die redaktionelle Arbeit wird bei uns im Haus gemacht und das Ergebnis wird im gewünschten Format an den Kunden geliefert

Das Verfahren wird durch die Rahmenbedingungen und Bedürfnisse des Kunden bestimmt.

Kann denn nicht jeder Bedienungsanleitungen schreiben?

Technische Redaktion ist eine multidisziplinäre Aufgabe: ein technischer Redakteur muss die rechtlichen und normativen Grundlagen kennen; er benötigt technische, didaktische und nicht zuletzt sprachliche Fähigkeiten (idealerweise nicht nur im Deutschen) und ist vor allem in der speziellen, auf Nutzerinformation komprimierten Sprache geübt. Dazu kommt die nötige Expertise in Illustration und Fotografie sowie am Ende des Projekts der sichere Umgang mit Korrekturphasen und Prüfvorschriften. Die Auswahl und das Management der vielfältigen Publikationsweisen liegt auch in den Händen des Technischen Redakteurs (meist über Single-Source-Publishing realisiert).

Glossar

Fachbegriffe auf den Punkt gebracht.

Bestimmungsgemäße Verwendung
Betriebsanleitung
CE-Kennzeichnung
Content-Management-Systeme

Content-Management-Systeme können einerseits die bekannten browserbasierten Anwendungen wie Joomla!, Typo3 oder WordPress sein oder eben Redaktionssysteme, wie sie in der Technischen Redaktion verwendet werden. Siehe Single-Source-Publishing.

EMV-Richtlinie
Maschinenrichtlinie
Niederspannungsrichtlinie
Persönliche Schutzausrüstung
Produkthaftungsgesetz
Produktsicherheitsgesetz
Redaktionssysteme

Redaktionssysteme können einerseits die bekannten browserbasierten Anwendungen wie Joomla!, Typo3 oder WordPress sein oder eben Redaktionssysteme, wie sie in der Technischen Redaktion verwendet werden. Siehe Single-Source-Publishing.

Restrisiko
Risikobeurteilung
Single Source-Publishing
Terminologie
Vernünftigerweise vorhersehbare Fehlanwendung

Wer wir sind

KNIPF ist ein Full-Service-Dienstleister rund um alle Bereiche der technischen Dokumentation und der technischen Grafik mit über 40 Jahren Erfahrung in verschiedensten Industriezweigen.

Logo der Gesellschaft für Technische Kommunikation – tekom Deutschland e.V., dem führenden deutschen Fachverband für Technische Kommunikation und Dokumentation.

Was wir machen

Wir leisten Unterstützung in den Bereichen Ersatzteilmanagement, grafische Montageanleitung sowie bei richtlinen-/ normenkonformen Produktdokumentationen bis hin zu Betriebsanleitungen und Servicehandbüchern. Wir arbeiten kundenorientiert mit klarem Fokus auf effiziente und flexible Lösungen mit dem Anspruch optimaler Qualität.

News

Die neue Maschinenverordnung wurde veröffentlicht

Was hat es mit der neuen EU-Maschinenverordnung (MVO) auf sich? Was ändert sich gegenüber der Maschinenrichtlinie von 2006, was ist erhalten geblieben?

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